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Jedes Bild eine Ikone – Sascha Herolds Fotografien

Sascha Herold startete mit der analogen Fotografie und wechselte Anfang 2000 ins Digitale, ohne jedoch die Rückbezüge zur Geschichte dieses Bildmediums zu vergessen und ästhetisch sowie stilistisch einzuflechten. Wiederholt trifft der Betrachter bei ihm auf Unschärfe, Text- bzw. Bildmontage und Kolorierungen. Der Fotokünstler bewegt sich überwiegend im Genre der „Konstruierten Fotografie“, wobei der Grad der Inszenierung variiert. Hauptsächlich finden Überlegungen und Planungen im Vorfeld der eigentlichen Aufnahme statt. Er entwickelt seine Ideen solange bis eine umfassende Vorstellung entstanden ist, wie das finale Motiv auszusehen hat, inklusive Setting, Darsteller, Belichtung, Requisiten etc. Erst dann geht er an die Aufnahme, sodass seine Fotografien nicht massenhaft entstehen – er produziert max. 3 Serien pro Jahr. Die Werkgenese ist durchaus mit der Anfertigung klassischer Gemälde vergleichbar, wobei die Motive keinesfalls malerisch oder pittoresk wirken, da Sascha Herold gekonnt die Sprache(n) der Fotografie auslotet. In der „Spass“-Serie werden etwa „tableaux devivantes“ entwickelt. Die Objekte, die in Urlaubs- und Erholungssorten dem menschlichen Vergnügen dienen, entfalten bei Sascha Herold durch Licht, Wetter und Komposition eine irritierende, nahezu bedrohliche Wirkung auf den Betrachter, gerade weil der Mensch und dessen Aktionen mit dem Objekt  nicht sichtbar sind.

Neben den fotografischen Stillleben greift Sascha Herold in seinen Historienbildern auf die Ikonographie der Kunst- und Bildgeschichte zurück: Er verpflanzt in „Pandora“ den griechischen Mythos in unsere Gegenwart und erzeugt durch Lichtregie und DarstellerInnen eine dramatische Situation. In „Com(p)ics“ referiert Sascha Herold auf die Comics von Jacques Tardi und reinszeniert die Szenen per Medientransfer, indem er sie aufwendig nachstellt, fotografiert und nachträglich Textzitate aus den Comics montiert. Auch das religiöse Motiv von „Maria mit dem Kind“ (Pin Hole Mamas) wird mit Rückbezügen auf die Geschichte des Mediums Fotografie zeitgemäß und divers interpretiert. Auffällig ist hier die motivübergreifende Unschärfe, die durch eine vorgesetzte Lochblende erzeugt wurde und jede kleine Bewegung während der Aufnahme zu diesem opaken Effekt führte.

In seinen Werkserien schafft Sascha Herold einerseits durch die starken Kompositionen, andererseits durch seine eigenwillige und markante Bildsprache selbst zeitgenössische Ikonen der Fotokunst.

Sascha Herold studierte Ethnologie und Altamerikanistik in Köln und Bonn und ging nach dem Abschluss hauptberuflich in die Werbung. Er lebte in verschiedenen Stationen viele Jahre in Spanien und ließ sich in Zug, in der Schweiz, nieder. Er hatte in der Vergangenheit Ausstellungen im In- und Ausland und nimmt jährlich in Köln und Münster an der artconnection teil. Seine Fotografien werden als kleine Abzüge auf Hahnemühle Photo Rag ausgestellt oder als großformatige Kodakchrome-Acryl-Hochglanzbilder präsentiert. Die Werke sind signiert und es gibt jeweils nur eine kleine Auflage von jedem Motiv.

Sarah Niesel M.A. (2019)

Kunstshistorikerin